Nach der Fahrt von etwas mehr als einer Stunde kamen wir am Sportplatz in Burghaun an. Als absolute Frischlinge waren wir etwas unsicher und es dauerte einen Moment, bis wir uns vom Anblick der Rutenwälder und allem anderen Profiequipment erholt hatten. Dann trauten auch wir uns, unser Handwerkszeug auszupacken und mit dem Einwerfen zu beginnen. Begonnen wurde mit dem Turnierwurfsport der Binnenfischer. Geworfen wurde auf die ab nächsten Jahr vorgeschriebenen Scheiben: Prallpunkt und aussenrum nur noch ein Begrenzungsring, also keine vollflächige Plane mehr. Das und der leicht gewölbte Sportplatz mit eingeschränkter Sicht machten das Werfen etwas schwierig, aber das Einwerfen begann für uns beide gleich mit einem „Pöck“ auf den Punkt. Das dies ein eher schlechtes Zeichen war zeigte ich erst später. Danach wurden die Startnummern und die Leibchen verteilt, die Werfer in die jeweiligen Klassen und dort dann in Riegen aufgeteilt und das Werfen begann mit dem Zielwurf. Hier zeigte sich dann das auch andere Probleme an diesem Tag hatten. Reihenweise „versagten“ die „Profis“ am Wurfbrett und blieben unter ihren Möglichkeiten und sackten in unsere Leistungssphären. Ja und dann versagten auch bei mir die Nerven und ich leistete mir 2 Fehlwürfe (aber auch 2 Treffer auf den Punkt) und blieb somit unter den erhofften Punkten. Tim schlug sich besser und holte 120 Punkte. Danach ging es zum Weitwerfen. Zwischenzeitlich hatten die anderen Klassen (Senioren, Junioren, Damen) bereits an anderen Scheiben Ziel und auch Weit geworfen, so dass der Wettbewerb zügig voranging. Hier sei einmal die eigentlich perfekte Organisation durch den VHF und seiner Verantwortlichen erwähnt. Mit kompletter Büroausstattung vor Ort (Ulla Schmidt hat es ja vorgemacht… J ) waren die Listen flugs erstellt und ausgedruckt und die Punkte wurden direkt nach abgeschlossenem Werfen eingetragen.
Mittlerweile beim Weitwurf angelangt verschlechterte sich das Wetter in der Form von kräftigem Gegenwind. Die von den mittlerweile geschlossenen Bekanntschaften kolportierten Weiten um die 80 Meter waren somit nicht erreichbar. Hier hatte ich mehr Glück und erwischte jeweils relativ windstille Momente und 66 Meter waren hier gutes Mittelfeld. Tims 61 Meter als kürzester Wurf reichten ihm trotzdem zum internen Sieg und zum 9. Platz insgesamt mit 211,5 Punkten. Dadurch hat er sich direkt für die Deutschen Meisterschaften im nächsten Jahr in Kassel qualifiziert. Ich selbst wurde 11. mit 199 Punkten und somit erster Nachrücker für die Hessenmannschaften. Da jedoch zumindest ein Teilnehmer, der wesentlich besser ist, fehlte und nominiert wird, besteht keine Gefahr, dass ich unsere Farben im Juni 2010 blamieren könnte. Zu erwähnen bleibt noch, das insgesamt 18 Werfer in der Meisterklasse gemeldet hatten, allerdings nur 12 teilnahmen. Somit habe ich mein Minimalziel erreicht, nicht Letzter zu werden.
Nach der Mittagspause mit Gulaschsuppe, Fachsimpeleien und einer kleinen Fußballeinlage ging es dann an die Disziplin Meeresfischer. Durch die Aufteilung in Werferriegen waren wir hier wieder getrennt und Tim begann mit dem Zielwerfen und ich musste zum Weitwerfen mit der Brandungsrute. Da wir kein adäquates Gerät hatten bzw. die mitgebrachten Ruten nicht noch mehr beschädigen wollten (noch mal Sorry, Ecki) durften wir mit Leihgerät von Oliver Schmarowski antreten. Außerdem hatten wir hier keinerlei Erfahrung und nahmen nur „just for fun“ teil. Mit der Brandungsrute von Frau Schmarowski trat ich also an. Hier und auch insgesamt zeigte sich, dass (wie insgeheim von mir befürchtet) die anderen Teilnehmer keine verbitterten Geheimnistuer waren sondern freigiebig mit Tipps und Tricks und guten Ratschlägen waren. Um es kurz zu machen: meine beste Weite waren 110 m und auch hier gab es erstaunlicherweise Werfer, die noch darunter lagen. Tim schaffte im Weitwurf 126 m und die Spitze der Leihrute. Überhaupt knallte es öfter als ich dachte. Ein Kollege und sein Sohn lynchten gleich 2 Ruten, von den häufigen Abrissen der Gewichte ganz zu schweigen. Die grösste Weite erzielte wie erwartet Andreas Lehner mit 166 m. Er hatte bei der Deutschen Meisterschaft noch die Konkurrenz aus dem Norden mit 186 m geschockt, einer Weite die noch nie bei einer Deutschen Meisterschaft erreicht wurde. Das solche Weite nicht von ungefähr kommen zeigte er mir mit seinen Ruten. Insgesamt mehr als 2000 Euro für Ruten und Rollen, die noch nie das Wasser gesehen haben, regelmäßiges Training und sogar Krafttraining für den kraftvollen Schwung. Dabei immer hilfsbereit und nie überheblich. Ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Beim Zielwerfen galt es mit einer Pilkrute und einem Gewicht ab 60 Gramm aufwärts einen Zielkreis von 7m Durchmesser in 50 Metern Entfernung zu treffen. Dies war der einzige Wettbewerb, den Tim und ich überhaupt nicht trainiert hatten und auch das Einwerfen vor Ort hielt sich mit jeweils 2 Würfen in Grenzen. Dafür schenkten wir uns nichts und trafen von 9 Versuchen 2 mal. Kurz nach Tims letztem Wurf musste ich allerdings wegen privater Verpflichtungen auf die Abfahrt drängen, weshalb ich hier keine Platzierungen habe. Sonst wären wir bestimmt noch „versackt“. Als Bilanz bleibt für uns zu sagen, dass wir mit entsprechendem Gerät und mehr Training insbesondere bei den Binnenfischern jederzeit unter die ersten 10 kommen könnten. Und wenn ich an das Vereinseigene Werfen am Samstag denke, könnte der SC Echzell durchaus noch 2-3 Werfer mehr und somit eine eigene Mannschaft stellen.
Der Rahmen war sehr gelungen, die anderen insgesamt ca. 40 Teilnehmer sowie Werner Landau und Oliver Schmarowski gestalteten den Tag sehr angenehm. Das Wetter spielte mit und es gab einiges zu lachen. Besonders erwähnen möchte ich hier eine Mannschaft aus der Schwalm, die uns quasi ins Herz geschlossen hat und die einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamteindruck hat. Handynummern und Einladungen zu Training und Nachbesprechung wurden ausgetauscht und das Versprechen, uns spätestens bei den Deutschen Meisterschaften nächstes Jahr wieder zu sehen..
Zum Abschluss möchten wir nicht vergessen, uns beim SC Echzell für die Unterstützung und bei Ecki und Erwin für Leihgerät zu bedanken.
Ralph Rohr
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